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Aus dem Elektroschrott

Die Uni Leipzig renoviert gerade und hat deshalb einiges an elektronischen Geräten verschrottet. Eine gute Gelegenheit, die eigene Büroausrüstung ein bisschen aufzustocken. Neben einem zweiten Monitor, einem DVD-Brenner, einer Drucker-Scanner-Kombi und einigen Kleinteilen habe ich dieses Prachtstück mit nach Hause genommen:

Einen HP 7470A – Ein Stiftplotter aus einer Zeit, zu der man von Tintenstrahldruckern noch nicht mal träumte.

Der Handbetrieb ist eigentlich selbsterklärend: Mit den Richtungstasten kann man die Stifthalterung nach links und rechts und das Papier vor und zurück bewegen. Pen Up/Down hebt und senkt die Stifthalterung. Wenn man einen Stift mit passendem Durchmesser in die Halterung steckt, kann man auch damit malen. Mit den Tasten P1 und P2 kann man zwischen zwei Stiften wechseln – theoretisch, denn mit einem gewöhnlichen Stift funktioniert die Mechanik nicht.

Doch richtig interessant wirds erst wenn man den Plotter mit dem Computer steuern kann. Also ging ich im Internet auf die Suche nach einer Bedienungsanleitung. Bei einem so alten Gerät hatte ich mir keine großpen Hoffnungen gemacht, doch im HP-Museum fand ich unter anderem ein 33-seitiges Operating Maual und ein 200-seitiges Interfacing and Programming Manual. Das Operating Manual verrät einem, dass die Schnittstelle RS232 ist.

Der nächste Schritt war Wikipedia, um mich über RS232-Verkabelung zu informieren. Zusammenfassung: Computer haben eine männliche Buchse, Modems und andere Peripheriegeräte eine weibliche. Ein gekreuztes Kabel (Nullmodem-Kabel) wird nur zur Verbindung zweier Computer verwendet, zwischen Computer und Peripherie ein hingegen ein ungekreuztes.

Ein solches ungekreuztes Kabel hatte ich als Verlängerung für das Kabel zu meinem Drucker in Verwendung. Also schnell umgesteckt, am Computer die richtigen Werte für Baud-Rate und Parität eingestellt und dann den Befehl zum Stift senken an den COM-Port gesendet:

PD;

Aber nichts passierte. Ich habe es mit anderen Einstellungen für Baud-Rate, Parität, Stoppbits und Anzahl der Datenbits probiert, doch nichts rührte sich.

Am nächsten Tag hab ich die Anleitungen noch mal gründlicher gelesen und festgestellt, dass man doch ein gekreuztes Kabel braucht. Weiß der Geier warum HP eine weibliche Buchse einbaut, aber die Pin-Belegung für Host-Geräte verwendet. Also hab ich mir aus dem Kabel einer alten Maus und einem Stecker aus dem nächsten Elektronik-Laden selbst eins zusammengelötet. Damit hat es dann funktioniert. Mit PD; senkte sich der Stift.

Jetzt brauchte ich eine Figur, die sich gut berechnen und zeichnen lässt. Meine Wahl fiel auf das Sierpinski-Dreieck (genau genommen dessen Konturen). Also schnell ein PHP-Script geschrieben, welches die entsprechenden Befehle an den Plotter sendet. Die ersten Striche funktionierten prima, doch dann kamen nur noch wirre Linien. Es stellte sich heraus, dass der Plotter nur 255 Byte Puffer hat, die natürlich sehr schnell überlaufen. Die Flusssteuerung funktionierte nicht, weil HP (wie sich bei genauem Lesen der Bedienungsanleitung herausfinden lässt) auch die dafür zuständigen Pins ein wenig eigenwillig belegt hat. Ich hätte also noch mal umlöten müssen.

Alternativ kann man auch einen Software-Handshake verwenden, z.B. xon/xoff. Der Befehl lautet

ESC.I80;;17:ESC.N;19:

Danach meldet der Plotter nicht mehr über einen speziellen Pin, dass er eine Pause braucht. Stattdessen sendet er das ASCII-Zeichen 17 (DC1), wenn der freie Pufferspeicher unter 80 Byte sinkt. Ist wieder mehr als die Hälfte des Puffers frei, sendet der Plotter das ASCII-Zeichen 19 (DC3). Man muss dem Computer nur noch beibringen diese Steuerbefehle zu akzeptieren. Unter Linux geht das mit

stty -F /dev/ttyS0 ixon

Nun ist es soweit, der Plotter arbeitet und man bekommt tatsächlich eine ansehnliche Grafik aufs Papier:

veröffentlicht am 23.07.08 um 18:31 Uhr
Tags: Technik, Computer

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